Geschichts-AG
Eindrücke von der Gedenkreise nach Gurs am 28./29. Oktober 2024
Auch in diesem Jahr gedachten mehrere badische und pfälzische Städte der Deportation der badischen und pfälzischen Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940. Wie auch in den vorherigen Jahren sind nicht nur politische Vertretende, sondern auch Jugendliche zu der Gedenkveranstaltung nach Südfrankreich eingeladen worden. Zum 84. Jahrestag der Deportation hat die Stadt Freiburg uns angefragt und wir durften diese Ehre annehmen.
Das Programm war zwar durchgetaktet, dennoch blieb immer wieder Zeit für den gemeinsamen Austausch, auch mit den Erwachsenen. Besonders bewegt haben uns das Lager und die Gedenkveranstaltung selbst, vor allen Dingen durch die bewegenden Reden. Eine Formulierung wollen wir hervorheben: Daniel Hager-Mann nannte die Erinnerung an Menschen einen Wert. So haben wir das speziell in diesem Fall auch wahrgenommen, die Erinnerung genießt einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft - ein Beweis für die Menschlichkeit, die zum Glück sogar im Grundgesetz zentral verortet ist.
Nach der Gedenkveranstaltung liefen wir noch über den Soldatenfriedhof, der zum Gedenken errichtet wurde. Auch eindrücklich für uns war das Musikstück ,Camp de Gurs' von dem bekannten Komponisten Leonhard Märker, das beim Abendessen vorgetragen wurde. Nicht nur die musikalische Leistung, sondern auch die Atmosphäre hat uns sehr berührt. Mindestens genauso schön war das gemeinsame Singen jüdischer Lieder im Anschluss an das Essen.
Das Programm war zwar durchgetaktet, dennoch blieb immer wieder Zeit für den gemeinsamen Austausch, auch mit den Erwachsenen. Besonders bewegt haben uns das Lager und die Gedenkveranstaltung selbst, vor allen Dingen durch die bewegenden Reden. Eine Formulierung wollen wir hervorheben: Daniel Hager-Mann nannte die Erinnerung an Menschen einen Wert. So haben wir das speziell in diesem Fall auch wahrgenommen, die Erinnerung genießt einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft - ein Beweis für die Menschlichkeit, die zum Glück sogar im Grundgesetz zentral verortet ist.
Nach der Gedenkveranstaltung liefen wir noch über den Soldatenfriedhof, der zum Gedenken errichtet wurde. Auch eindrücklich für uns war das Musikstück ,Camp de Gurs' von dem bekannten Komponisten Leonhard Märker, das beim Abendessen vorgetragen wurde. Nicht nur die musikalische Leistung, sondern auch die Atmosphäre hat uns sehr berührt. Mindestens genauso schön war das gemeinsame Singen jüdischer Lieder im Anschluss an das Essen.
Am zweiten Tag waren vor allem inhaltliche und historische Programmpunkte vorgesehen, die unser Interesse für Gurs, aber auch für die Shoah im Allgemeinen nochmals geweckt haben. Sehr interessant war ein Vortrag, der von Jugendlichen gehalten wurde. Auch das Lager nochmals zu sehen und sich wirklich Zeit für die einzelnen Kunstwerke und Nachstellungen der Baracken zu nehmen, hat sich sehr gelohnt. So konnten wir uns auf einem Spaziergang auf der ehemaligen Lagerstraße die räumliche Größe und die Dimensionen des Lagers nochmals besser vorstellen. Der sich mittlerweile dort befindliche Wald strahlt eine gewisse Ruhe und eine friedliche Atmosphäre aus, die uns faszinierte und uns zum Nachdenken und zum stillen Gedenken anregte.
Schade fanden wir, dass der Aufenthalt insgesamt nur kurz war, sodass für viele Programmpunkte nur wenig Zeit zur Verfügung stand.
Alles in einem war es dennoch eine würdige und interessante Gedenkveranstaltung. Wir haben uns sehr gefreut, daran teilnehmen zu dürfen, und werden diese beiden Tage voller Eindrücke noch lange in Erinnerung halten.
Theo Behrends (K2) und Anja Hättich (K1)
Schade fanden wir, dass der Aufenthalt insgesamt nur kurz war, sodass für viele Programmpunkte nur wenig Zeit zur Verfügung stand.
Alles in einem war es dennoch eine würdige und interessante Gedenkveranstaltung. Wir haben uns sehr gefreut, daran teilnehmen zu dürfen, und werden diese beiden Tage voller Eindrücke noch lange in Erinnerung halten.
Theo Behrends (K2) und Anja Hättich (K1)
Brücke für die Zukunft
Die Geschichts-AG nimmt am grenzüberschreitenden Projekt Brücke für die Zukunft teil, in dem es um badische und elsässische Biographien besonders in der Zeit des Zweiten Weltkriegs geht - ein deutsch-französisches Erinnerungsprojekt. Der große Aktionstag findet am Mittwoch, 2. April 2025, auf der Rheininsel bei Breisach (im deutsch-französischen Kulturzentrum Art'Rhena) statt; auch daran wird die AG teilnehmen.
Deutsch-französische Aussöhnung durch gemeinsame Erinnerung
Geschichts-AG bringt Zeitzeugen zusammen und hält einen Vortrag vor großem Publikum
Nach der Beschäftigung mit dem Thema "Badische Siedler im Elsass 1942-44" im Schuljahr 2023/24 präsentierten die neun Schülerinnen und Schüler der Geschichts-AG ihre Zwischenergebnisse in Kirchzarten am 2. Juli 2024.
Das Thema, auf das die Gruppe durch Bernhard Ketterer, einen 88-jährigen Zeitzeugen aus Unteribental, aufmerksam gemacht worden war, erwies sich als eines mit großem Potential, aber von der Fachwissenschaft bislang kaum beachtet - eine echte Forschungslücke: Badische Bauernfamilien wurden während des Zweiten Weltkrieges ins Elsass umgesiedelt, um dort leerstehende Bauernhöfe zu bewirtschaften. Eine größere Anzahl von Familien aus dem Dreisamtal zog auf diese Weise in die Orte Moernach, Koestlach und Durlinsdorf im südlichen Sundgau. Unbewohnt waren die betreffenden Häuser, weil ihre Besitzer entweder vor der Nazi-Gewaltherrschaft geflohen (insbesondere, als die Wehrpflicht für elsässische Männer eingeführt wurde) oder zwangsweise in deutschen Sammellagern interniert worden waren.
Das Thema, auf das die Gruppe durch Bernhard Ketterer, einen 88-jährigen Zeitzeugen aus Unteribental, aufmerksam gemacht worden war, erwies sich als eines mit großem Potential, aber von der Fachwissenschaft bislang kaum beachtet - eine echte Forschungslücke: Badische Bauernfamilien wurden während des Zweiten Weltkrieges ins Elsass umgesiedelt, um dort leerstehende Bauernhöfe zu bewirtschaften. Eine größere Anzahl von Familien aus dem Dreisamtal zog auf diese Weise in die Orte Moernach, Koestlach und Durlinsdorf im südlichen Sundgau. Unbewohnt waren die betreffenden Häuser, weil ihre Besitzer entweder vor der Nazi-Gewaltherrschaft geflohen (insbesondere, als die Wehrpflicht für elsässische Männer eingeführt wurde) oder zwangsweise in deutschen Sammellagern interniert worden waren.
Schon am Nachmittag kam es auf Einladung der Gemeinde Buchenbach zu einer Begegnung mit einer größeren Gruppe elsässischer Gäste aus diesen Dörfern des südlichen Sundgaus. Bürgermeister Kaiser von Buchenbach hieß die Gäste im Heimatmuseum Hansmeyerhof willkommen. Sabine Drexler, Senatorin von Haut-Rhin, würdigte in ihrer Ansprache die Arbeit der Jugendlichen: „Durch die Begegnung mit den Ältesten haben sie eine Brücke zwischen den Generationen gebaut. Ihr Projekt ist ein großartiges Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Elsass. Es zeigt, dass unsere beiden Völker, einst durch Konflikte getrennt, im Geiste der Solidarität und des gegenseitigen Verständnisses zusammenarbeiten können. Sie haben gezeigt, dass die deutsch-französische Freundschaft lebendig ist und auf konkreten und bedeutsamen Initiativen basiert.“
Abends fand der vom Bildungswerk Dreisamtal organisierte Vortrag der Geschichts-AG zu diesem Thema in Kirchzarten statt. Über 200 Interessierte waren der Einladung gefolgt - unter ihnen die Gäste aus dem Elsass - der Vortragssaal platzte aus allen Nähten. Aufmerksam und mit großem Interesse folgten sie den Ausführungen der Schülerinnen und Schüler. Die elsässischen Besucher ergänzten die Ausführungen der Jugendlichen aus ihrer Perspektive. Mit langem Applaus honorierte das Publikum die Leistung der Schülerinnen und Schüler.
Stegener Schülerprojekt bringt Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs nach 80 Jahren zusammen (Badische Zeitung, 3. Juli 2024)
Émouvantes retrouvailles franco-allemandes, près de 80 ans plus tard (L'Alsace, 7. Juli 2024)
Stegener Schülerprojekt bringt Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs nach 80 Jahren zusammen (Badische Zeitung, 3. Juli 2024)
Émouvantes retrouvailles franco-allemandes, près de 80 ans plus tard (L'Alsace, 7. Juli 2024)
- Badische Bauernsiedler im Elsass (Julien Steinhauser, Rheinblick. Supplément bilingue de l'actualité transfrontalière, 9. Juli 2024)
(PDF Datei - 3,26 MB)
Vortrag im Ökumenischen Bildungswerk Dreisamtal
In Hitlers Krieg über den Rhein - Dreisamtäler Bauernfamilien im Elsass 1940-1945
In einigen Dreisamtäler Familien wird bis heute die Erinnerung an ein besonderes Kapitel der Geschichte wachgehalten, das bislang von der historischen Forschung kaum beachtet wurde: Die Übersiedlung badischer Familien ins annektierte Elsass, wo sie während des Zweiten Weltkrieges Bauernhöfe bewirtschafteten. Für die heute hochbetagten badischen Zeitzeugen bedeutete die Zeit dort eine einschneidende Erfahrung. Aber was steckte hinter dieser Siedlergeschichte? Und wem gehörten die elsässischen Höfe, warum waren sie damals unbewohnt, welches Schicksal hatten diese Familien während des Zweiten Weltkrieges?
Diesen und weiteren Fragen gingen die Jugendlichen der Geschichts-AG am Kolleg St. Sebastian im laufenden Schuljahr nach. Die Ergebnisse ihrer Recherchen stellen sie im Bildungswerk erstmals der Öffentlichkeit vor.
Dienstag, 02. Juli 2024, 19 Uhr
Gemeindehaus St. Gallus, Kirchplatz 5, 79199 Kirchzarten
Eintritt frei
In einigen Dreisamtäler Familien wird bis heute die Erinnerung an ein besonderes Kapitel der Geschichte wachgehalten, das bislang von der historischen Forschung kaum beachtet wurde: Die Übersiedlung badischer Familien ins annektierte Elsass, wo sie während des Zweiten Weltkrieges Bauernhöfe bewirtschafteten. Für die heute hochbetagten badischen Zeitzeugen bedeutete die Zeit dort eine einschneidende Erfahrung. Aber was steckte hinter dieser Siedlergeschichte? Und wem gehörten die elsässischen Höfe, warum waren sie damals unbewohnt, welches Schicksal hatten diese Familien während des Zweiten Weltkrieges?
Diesen und weiteren Fragen gingen die Jugendlichen der Geschichts-AG am Kolleg St. Sebastian im laufenden Schuljahr nach. Die Ergebnisse ihrer Recherchen stellen sie im Bildungswerk erstmals der Öffentlichkeit vor.
Dienstag, 02. Juli 2024, 19 Uhr
Gemeindehaus St. Gallus, Kirchplatz 5, 79199 Kirchzarten
Eintritt frei
Recherche im Elsass
Die Geschichts-AG reiste am 22./23. März 2024 ins Elsass, um für ihr aktuelles Projekt ("Badische Bauern - Siedler im annektierten Elsass 1942-44") zu recherchieren.
In den Archiven in Strasbourg und Colmar werteten die Schülerinnen und Schüler am Freitag viele Akten aus; eine Teilgruppe besuchte das Memorial Alsace Moselle, in dem die Geschichte des Elsass insbesondere während des Zweiten Weltkrieges gezeigt wird.
Am Freitagabend trafen sie mit dem elsässischen Historiker Daniel Morgen zusammen, der sehr viel über die Geschichte der Réfractaires erzählen konnte.
Höhepunkt der Reise war die Begegnung mit vielen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen am Samstag, die uns die Perspektive der elsässischen Familien näherbrachte.
In den Archiven in Strasbourg und Colmar werteten die Schülerinnen und Schüler am Freitag viele Akten aus; eine Teilgruppe besuchte das Memorial Alsace Moselle, in dem die Geschichte des Elsass insbesondere während des Zweiten Weltkrieges gezeigt wird.
Am Freitagabend trafen sie mit dem elsässischen Historiker Daniel Morgen zusammen, der sehr viel über die Geschichte der Réfractaires erzählen konnte.
Höhepunkt der Reise war die Begegnung mit vielen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen am Samstag, die uns die Perspektive der elsässischen Familien näherbrachte.
Bürgermeister Stemmelin von Moernach (Sundgau) hatte uns zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen - aber außer uns auch viele sehr betagte Zeitzeugen (eine Moernacherin mit 91 Jahren war gekommen), Ortshistoriker, Gemeinderäte, seinen Kollegen aus dem Nachbarort Koestlach und sogar die Senatorin für das Gebiet Haut-Rhin Sabine Drexler.
In kleinen Gruppen fanden interessante Zeitzeugengespräche statt, die am Nachmittag in zwei Privathäusern in Moernach und Durlinsdorf fortgesetzt wurden.
In kleinen Gruppen fanden interessante Zeitzeugengespräche statt, die am Nachmittag in zwei Privathäusern in Moernach und Durlinsdorf fortgesetzt wurden.
Mit vielen neuen Erkenntnissen und tief beeindruckt von der elsässischen Gastfreundlichkeit kehrten wir am Spätnachmittag wieder nach Hause zurück.
La commune a reçu la visite de jeunes étudiants allemands (L'Alsace, 10. April 2024)
Des lycéens allemands à la rencontre de réfractaires (Dernières Nouvelles d'Alsace, 16. April 2024)
Des lycéens allemands à la rencontre de réfractaires (Dernières Nouvelles d'Alsace, 16. April 2024)
- Deutsche Gymnasiasten lüften Schleier des "Siedler"-Tabus (Julien Steinhauser, Rheinblick. Supplément bilingue de l'actualité transfrontalière, 18. Juni 2024)
(PDF Datei - 3,31 MB)
Verleihung des Rolf-Joseph-Preises
Am Samstag, 14. Oktober 2023, wurde die Geschichts-AG des Kollegs im Jüdischen Museum in Berlin mit dem Rolf-Joseph-Preis ausgezeichnet. Für ihre Arbeit über die jüdische Geschichte des Markenhofs in Burg am Wald erhielt sie den ersten Preis. Die Jury lobte die Neugier der Jugendlichen, die sich in ihren Forschungsfragen spiegelte, ihre "akribische Archivarbeit" und die eindrucksvollen Ergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler hatten aufgezeigt, dass der Markenhof 1919-1925 ein wichtiges Zentrum der zionistischen Bewegung war, an dem sich jüdische Jugendliche aus Mittel- und Osteuropa auf eine Auswanderung nach Palästina und das Leben im Kibbuz vorbereiteten. Diese Beschäftigung habe den Horizont AG-Mitglieder erweitert und der regionalen Geschichte ein wichtiges Puzzleteil hinzugefügt, so die Rolf-Joseph-Gruppe.
Der Rolf-Joseph-Preis wurde 2023 zum letzten Mal vergeben. Er verdankt seine Entstehung der Begegnung von Schülerinnen und Schülern einer 9. Klasse und ihres Lehrers mit dem Holocaust-Überlebenden Rolf Joseph in Berlin. Sie waren von seinen Erzählungen so beeindruckt, dass sie seine Geschichte aufschrieben und ein Buch daraus machten. Nach seinem Tod riefen die ehemaligen Schüler diesen bundesweiten Preis zu seiner Erinnerung ins Leben, der durch die Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und mit dem Jüdischen Museum ein besonderes Renommee hat.
Bei der Veranstaltung zur Preisverleihung stellten Edith Eicker und Nils Urlaub das Projekt vor. Hier ein Artikel der FAZ über die Veranstaltung.
Geschichts-AG aus Stegen gewinnt Rolf-Joseph-Preis (Badische Zeitung, 20. Oktober 2023)
Sie kamen, um zu gehen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Dezember 2023)
Der Rolf-Joseph-Preis wurde 2023 zum letzten Mal vergeben. Er verdankt seine Entstehung der Begegnung von Schülerinnen und Schülern einer 9. Klasse und ihres Lehrers mit dem Holocaust-Überlebenden Rolf Joseph in Berlin. Sie waren von seinen Erzählungen so beeindruckt, dass sie seine Geschichte aufschrieben und ein Buch daraus machten. Nach seinem Tod riefen die ehemaligen Schüler diesen bundesweiten Preis zu seiner Erinnerung ins Leben, der durch die Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und mit dem Jüdischen Museum ein besonderes Renommee hat.
Bei der Veranstaltung zur Preisverleihung stellten Edith Eicker und Nils Urlaub das Projekt vor. Hier ein Artikel der FAZ über die Veranstaltung.
Geschichts-AG aus Stegen gewinnt Rolf-Joseph-Preis (Badische Zeitung, 20. Oktober 2023)
Sie kamen, um zu gehen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Dezember 2023)
Großes Interesse am Vortrag der Geschichts-AG über die jüdische Geschichte des Markenhofs
Vor 150 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern präsentierte die Geschichts-AG Mitte Juli 2023 die Ergebnisse ihrer Arbeit im Schuljahr 2022/2023. Die zwölf Schülerinnen und Schüler schilderten, wie der jüdische Freiburger Fabrikant Konrad Goldmann, vom Zionismus begeistert, 1919 den Markenhof in Kirchzarten-Burg kaufte und als Lehrgut für jüdische Jugendliche ausstattete, die sich auf die Emigration nach Palästina vorbereiten wollten. Zwei Gruppen von Markenhof-Schülern wagten den Neubeginn in Palästina, der Kibbuz Beit Zera am See Genezareth führt noch heute seine Anfänge auf den Markenhof zurück.
Lesen Sie dazu den Bericht von Thomas Biniossek (Badische Zeitung, 20. Juli 2023).
Lesen Sie dazu den Bericht von Thomas Biniossek (Badische Zeitung, 20. Juli 2023).
- Vom Markenhof nach Palästina (SWR4, 03.07.2023)
(MP3 Audiodatei - 6,80 MB)
Lotte-Paepcke-Preis (2. Preis) der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Zum ersten Mal wurde in Freiburg der Lotte-Paepcke-Preis der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Freiburg verliehen. Die Auszeichnung würdigt besondere Verdienste von Schülerinnen und Schülern für den christlich-jüdischen Dialog; sie erinnert an die mehrfach ausgezeichnete jüdische Schriftstellerin Lotte Paepcke (1910-2000), die das Ende des nationalsozialistischen Terrors dank des mutigen Engagements von Pater Middendorf und weiterer christlicher Helfer im Kloster Stegen überlebte.
Die Geschichts-AG des Kollegs wurde für ihre Arbeit über P. Middendorf mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der feierlichen Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" am 7. März 2023 im SWR-Studio Freiburg statt. Heike Jansen, die Geschäftsführerin der Freiburger Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), hielt den Eröffnungsvortrag und betonte: "Wir möchten ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus, gegen Diskriminierung und für einen besseren Dialog in der Gesellschaft". Nach Grußworten u.a. von Ulrich von Kirchbach (Erster Bürgermeister der Stadt Freiburg) verlieh Nicole Noa-Pink vom Vorstand der GCJZ die Preise, die aus einer Urkunde und einem Geldbetrag bestehen.
Die Geschichts-AG des Kollegs wurde für ihre Arbeit über P. Middendorf mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der feierlichen Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" am 7. März 2023 im SWR-Studio Freiburg statt. Heike Jansen, die Geschäftsführerin der Freiburger Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), hielt den Eröffnungsvortrag und betonte: "Wir möchten ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus, gegen Diskriminierung und für einen besseren Dialog in der Gesellschaft". Nach Grußworten u.a. von Ulrich von Kirchbach (Erster Bürgermeister der Stadt Freiburg) verlieh Nicole Noa-Pink vom Vorstand der GCJZ die Preise, die aus einer Urkunde und einem Geldbetrag bestehen.
Die Preisträger des Lotte-Paepcke-Preises (in den ersten beiden Reihen Mitglieder der Geschichts-AG des Kollegs)
Foto: Christoph Ebner / SWR
Foto: Christoph Ebner / SWR
Geschichts-AG veröffentlicht preisgekrönte Arbeit als Buch
Den Großteil des Preisgeldes des Landespreises für Heimatforschung 2022 verwendete die Geschichts-AG auf eigenen Wunsch zur Herstellung eines Buches. Es kann zum Preis von 10,-EUR im Buchhandel (ISBN 978-3-931992-51-4) und direkt bei der Geschichts-AG (Claudius Heitz) erworben werden.
"Unser Buch versteht sich als Beitrag zur Regionalgeschichte. Es soll in Erinnerung rufen, wie dankbar wir sein können, in einem freien demokratischen Land leben zu dürfen, und wie wenig selbstverständlich das heute freundschaftliche Verhältnis der beiden Völker ist, die sich über so viele Jahrhunderte hinweg als vermeintliche "Erbfeinde" bekriegt haben."
"Unser Buch versteht sich als Beitrag zur Regionalgeschichte. Es soll in Erinnerung rufen, wie dankbar wir sein können, in einem freien demokratischen Land leben zu dürfen, und wie wenig selbstverständlich das heute freundschaftliche Verhältnis der beiden Völker ist, die sich über so viele Jahrhunderte hinweg als vermeintliche "Erbfeinde" bekriegt haben."
Schülerpreis für Heimatforschung 2022
Großer Erfolg für die Geschichts-AG: Für ihre Forschungsarbeit zur Zeit der französischen Besatzung in Kirchzarten wurden die Mitglieder der AG mit dem Landespreis für Heimatforschung ausgezeichnet. Im November 2022 überreicht Vize-Regierungspräsident Klemens Ficht ihnen die Urkunden. Die Veranstaltung im fand Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg in Offenburg im ehemaligen Gasthaus „Salmen“ statt, einem für die badische Demokratiegeschichte besonders wichtigen Ort. Der Schülerpreis des Landes Baden-Württemberg beinhaltet außerdem ein Preisgeld von 2500 €.
Marco Steffens (Oberbürgermeister der Stadt Offenburg), Edith Eicker, Pauline Hirt, Filippa Kuhnert, Nick Schwarz, Nils Urlaub, Karlheinz Geppert (Vorsitzender des Landesausschusses für Heimatpflege Baden-Württemberg), Lehrer Claudius Heitz, Klemens Ficht (Regierungsvizepräsident im RP Freiburg)
Foto: Joachim Müller-Bremberger
Foto: Joachim Müller-Bremberger
- Geschichtsschüler aus Stegen gewinnen Landespreis (Badische Zeitung, 18.11.2022)
- Verleihung des Landespreises für Heimatforschung 2022 (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 17.11.2022)
- Heimatforschung fördern (Baden TV Süd, 18.11.2022)
Vom Feind zum Freund - Die Besatzungszeit in Kirchzarten
In einem gut besuchten Vortrag des Ökumenischen Bildungswerks Dreisamtal stellten die Schülerinnen und Schüler der Geschichts-AG am Mittwoch, 20. Juli 2022, die Ergebnisse ihrer diesjährigen Arbeit vor.
Ein Schuljahr lang hatten die elf Jugendlichen aus den 9. und 10. Klassen über die Jahre der französischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg recherchiert, Zeitzeugen befragt, in verschiedenen Archiven Originalakten studiert und auch den Kontakt zu Familien ehemaliger Besatzungssoldaten gesucht. Sie fanden so viel Material, dass sie beschlossen, sich in ihrer Untersuchung auf die damalige Gemeinde Kirchzarten zu beschränken.
Als die ersten französischen Einheiten am 23. April 1945 als Eroberer in Kirchzarten einrückten, lagen Jahrhunderte der Feindschaft hinter beiden Völkern. Mit diesem Tag übernahmen französische Soldaten die Kontrolle über das Dreisamtal und lebten zwölf Jahre lang mit der Dorfbevölkerung auf engstem Raum. Zunächst wurden sie in Privat- und Gasthäusern einquartiert, bald entstand auf dem Gelände der ehemaligen Zementwarenfabrik Brenzinger eine französische Kaserne. Bis 1957 blieb eine französische Einheit im Ort stationiert.
Den Jugendlichen ging es bei ihren Forschungen vor allem um das Verhältnis zwischen Besatzer und Bevölkerung. Sie stellten fest, dass sich die anfangs von Misstrauen und der "Erbfeindschaft" geprägte Atmosphäre über die Monate und Jahre normalisierte und stetig verbesserte. Entsprechend wählten sie als Titel ihres Vortrags: "Vom Feind zum Freund". Während sich die Kirchzartener in der ersten Zeit über Plünderungen, Beschlagnahmungen und strenge Regelungen beschwerten, waren später etwa die Geschäftsleute traurig, als die Franzosen abzogen.
Ein Schuljahr lang hatten die elf Jugendlichen aus den 9. und 10. Klassen über die Jahre der französischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg recherchiert, Zeitzeugen befragt, in verschiedenen Archiven Originalakten studiert und auch den Kontakt zu Familien ehemaliger Besatzungssoldaten gesucht. Sie fanden so viel Material, dass sie beschlossen, sich in ihrer Untersuchung auf die damalige Gemeinde Kirchzarten zu beschränken.
Als die ersten französischen Einheiten am 23. April 1945 als Eroberer in Kirchzarten einrückten, lagen Jahrhunderte der Feindschaft hinter beiden Völkern. Mit diesem Tag übernahmen französische Soldaten die Kontrolle über das Dreisamtal und lebten zwölf Jahre lang mit der Dorfbevölkerung auf engstem Raum. Zunächst wurden sie in Privat- und Gasthäusern einquartiert, bald entstand auf dem Gelände der ehemaligen Zementwarenfabrik Brenzinger eine französische Kaserne. Bis 1957 blieb eine französische Einheit im Ort stationiert.
Den Jugendlichen ging es bei ihren Forschungen vor allem um das Verhältnis zwischen Besatzer und Bevölkerung. Sie stellten fest, dass sich die anfangs von Misstrauen und der "Erbfeindschaft" geprägte Atmosphäre über die Monate und Jahre normalisierte und stetig verbesserte. Entsprechend wählten sie als Titel ihres Vortrags: "Vom Feind zum Freund". Während sich die Kirchzartener in der ersten Zeit über Plünderungen, Beschlagnahmungen und strenge Regelungen beschwerten, waren später etwa die Geschäftsleute traurig, als die Franzosen abzogen.
Die AG-Mitglieder widmeten sich auch dem Thema der Entnazifizierung und der Frage, warum die marokkanischen Kolonialsoldaten, die einen nicht geringen Teil der Besatzungstruppe stellten, als besondere Gruppe wahrgenommen wurden.
Nach einem Jahr intensiver Arbeit stellten die Schülerinnen und Schüler im Mai 2022 ihre Ergebnisse in einem 26-seitigen schriftlichen Aufsatz zusammen, den sie als Wettbewerbsbeitrag beim Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg einreichten. Mit dem Vortrag im Juli stellten sie ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit vor Ort vor. Rund 70 Besucherinnen und Besucher würdigten die Leistung der Jugendlichen mit langanhaltendem Applaus.
Was die Geschichts-AG des Kollegs in Stegen über die französische Besatzungszeit herausfand (Badische Zeitung, 26.07.2022)
Nach einem Jahr intensiver Arbeit stellten die Schülerinnen und Schüler im Mai 2022 ihre Ergebnisse in einem 26-seitigen schriftlichen Aufsatz zusammen, den sie als Wettbewerbsbeitrag beim Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg einreichten. Mit dem Vortrag im Juli stellten sie ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit vor Ort vor. Rund 70 Besucherinnen und Besucher würdigten die Leistung der Jugendlichen mit langanhaltendem Applaus.
Was die Geschichts-AG des Kollegs in Stegen über die französische Besatzungszeit herausfand (Badische Zeitung, 26.07.2022)
Zwangsarbeit gab es auch auf Höfen
Geschichts-AG am Kolleg St. Sebastian veröffentlicht Erkenntnisse über die Zeit des Zweiten Weltkriegs und wird dafür ausgezeichnet
Von Erich Krieger (Badische Zeitung, 05.10.2021)
KIRCHZARTEN/STEGEN. Stegener Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Sebastian haben sich mit den Schicksalen von während des Zweiten Weltkriegs im Dreisamtal eingesetzten Zwangsarbeitern auseinandergesetzt. Ihre Erkenntnisse haben sie unter dem Titel "Arbeitskräfte als Kriegsbeute" im Oberrieder Pais-Verlag veröffentlicht - und für ihre von Geschichtslehrer Claudius Heitz unterstützte Arbeit den baden-württembergischen Landespreis für Heimatforschung bekommen.
Von Erich Krieger (Badische Zeitung, 05.10.2021)
KIRCHZARTEN/STEGEN. Stegener Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Sebastian haben sich mit den Schicksalen von während des Zweiten Weltkriegs im Dreisamtal eingesetzten Zwangsarbeitern auseinandergesetzt. Ihre Erkenntnisse haben sie unter dem Titel "Arbeitskräfte als Kriegsbeute" im Oberrieder Pais-Verlag veröffentlicht - und für ihre von Geschichtslehrer Claudius Heitz unterstützte Arbeit den baden-württembergischen Landespreis für Heimatforschung bekommen.
Simon Buchgeister, Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz und Claudius Heitz (von links) stellten ihre Arbeit vor. (Foto: Erich Krieger)
In einer gut besuchten Veranstaltung des Ökumenischen Bildungswerks Kirchzarten-Oberried-Hofsgrund in der Kirchzartener Kirche St. Gallus präsentierten Mitglieder der Geschichts-Arbeitsgemeinschaft des Kollegs ihr Buch. Siegfried Rombach vom Bildungswerk hob die Vorgehensweise der jugendlichen Forscher hervor: Sie haben sich nicht auf die Auswertung von Dokumenten beschränkt, sondern auch Feldforschung betrieben.
Daran knüpfte Sidonie Hahlbrock als Projektteilnehmerin an und berichtete über das Vorgehen der AG. "Wir mussten echt forschen, denn es existierte kaum Vorwissen, und das Thema Zwangsarbeit spielte bisher in der Geschichtswissenschaft keine große Rolle." Ausgangspunkt waren die Zwangsarbeiterlisten und die Ausländerkartei im Kirchzartener Stadtarchiv und die Suche nach Zeitzeugen vor allem im Staatsarchiv in Freiburg. Im Dreisamtal konnten etliche Zeitzeugen ausfindig gemacht und interviewt werden, darunter Andreas Mayer vom Jungbauernhof, Engeline Geromüller vom Grenschenhof, Liesel Haid aus Kirchzarten und Oskar Zipfel aus Burg am Wald.
Bei der Suche nach betroffenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus dem Dreisamtal stellten die Schüer schnell fest, dass die meisten nicht mehr am Leben oder unauffindbar sind. Nur in einem Fall konnte der Kontakt zu der heute 95-jährigen Stefania Mikolajczyk in Polen hergestellt werden. Sie hat die Fragen wegen ihrer Schwerhörigkeit schriftlich beantwortet. Simon Buchgeister umriss den historischen Rahmen und das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem. "Ohne den Einsatz von Zwangsarbeitern hätte Deutschland den Krieg um einiges schneller verloren und das Versorgungsniveau der deutschen Bevölkerung nicht so lange hochgehalten werden können." Zwölf Millionen - ein Viertel der in der deutschen Wirtschaft tätigen Menschen - seien ausländische Zwangsarbeitskräfte gewesen, die vornehmlich in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Daran knüpfte Sidonie Hahlbrock als Projektteilnehmerin an und berichtete über das Vorgehen der AG. "Wir mussten echt forschen, denn es existierte kaum Vorwissen, und das Thema Zwangsarbeit spielte bisher in der Geschichtswissenschaft keine große Rolle." Ausgangspunkt waren die Zwangsarbeiterlisten und die Ausländerkartei im Kirchzartener Stadtarchiv und die Suche nach Zeitzeugen vor allem im Staatsarchiv in Freiburg. Im Dreisamtal konnten etliche Zeitzeugen ausfindig gemacht und interviewt werden, darunter Andreas Mayer vom Jungbauernhof, Engeline Geromüller vom Grenschenhof, Liesel Haid aus Kirchzarten und Oskar Zipfel aus Burg am Wald.
Bei der Suche nach betroffenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus dem Dreisamtal stellten die Schüer schnell fest, dass die meisten nicht mehr am Leben oder unauffindbar sind. Nur in einem Fall konnte der Kontakt zu der heute 95-jährigen Stefania Mikolajczyk in Polen hergestellt werden. Sie hat die Fragen wegen ihrer Schwerhörigkeit schriftlich beantwortet. Simon Buchgeister umriss den historischen Rahmen und das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem. "Ohne den Einsatz von Zwangsarbeitern hätte Deutschland den Krieg um einiges schneller verloren und das Versorgungsniveau der deutschen Bevölkerung nicht so lange hochgehalten werden können." Zwölf Millionen - ein Viertel der in der deutschen Wirtschaft tätigen Menschen - seien ausländische Zwangsarbeitskräfte gewesen, die vornehmlich in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Die anfängliche Rekrutierung über Arbeitsämter in den besetzten Gebieten hätten die Nazis bald durch Zwang und Deportation ersetzt. In Kirchzarten wurden zwischen 1938 und 1945 insgesamt 276 Zwangsarbeitskräfte aus 15 Ländern eingesetzt, die meisten aus Frankreich, Polen, der Sowjetunion und Griechenland. Basis dafür war unter anderem ein im Gemeindearchiv gefundener Vertrag von 1939 zwischen dem Deutschen Reich und der Gemeinde Kirchzarten.
Sidonie Hahlbrock, Simon Buchgeister und Adelheid Prinz stellten einzelne Schicksale und Einsatzorte der Zwangsarbeitskräfte vor. Die meisten arbeiteten auf Höfen, andere im 1935 wiedereröffneten Bergwerk in Kappel oder in Geschäften wie der Baufirma Brenzinger.
Es gab viele behördliche, von der NS-Rassenlehre geprägte Verordnungen für das Zusammenleben, die die Bewegungsfreiheit der Zwangsarbeiter einschränkten. So war es für Arbeitskräfte in der Landwirtschaft streng verboten, die Mahlzeiten am Tisch der Bauernfamilie einzunehmen, Abzeichen mit einem „P“ für Polen oder dem Schriftzug „Ost“ für alle anderen „Ostarbeiter“ mussten getragen werden. Jeglicher intime Kontakt zu Deutschen war untersagt. Verstöße wurden mit harten Strafen geahndet.
Trotzdem konnten die Vortragenden von etlichen Beispielen, vor allen auf den Bauernhöfen, berichten, wo diese Vorschriften nicht so genau genommen wurden und sich teilweise sehr herzliche und auch noch nach Ende des Krieges andauernde Freundschaften und Beziehungen entwickelt haben.
Nicht so in der Firma Brenzinger: Vom Firmeninhaber Heinrich Brenzinger sind drastische, von der NS-Rassenideologie geprägte Aussprüche bezeugt. Die Polen seien „eine furchtbare Zigeunerbande“. Er soll sich gerühmt haben, dass er mit Hilfe von Gendarmerie und Gestapo diese „Drückeberger“ durch den Entzug von Essen zum richtigen Arbeiten gebracht habe. Die Jugendlichen stellten in Frage, ob nach diesen Erkenntnissen die Benennung einer Straße nach Heinrich Brenzinger in Kirchzarten-Burg weiterhin angebracht sei. Trotz einiger positiver Beispiele bleibe die Tatsache, dass „weit über 250 ausländische Menschen allein in Kirchzarten zur Arbeit gezwungen und gegen ihren Willen dorthin verschleppt wurden sowie Opfer des ausbeuterischen und rassenideologisch begründeten NS-Zwangsarbeitersystems waren“.
Das Buch „Zwangsarbeit im Dreisamtal während des Zweiten Weltkriegs“ ist im Buchhandel oder auch im Internet über www.pais-verlag.de erhältlich.
Sidonie Hahlbrock, Simon Buchgeister und Adelheid Prinz stellten einzelne Schicksale und Einsatzorte der Zwangsarbeitskräfte vor. Die meisten arbeiteten auf Höfen, andere im 1935 wiedereröffneten Bergwerk in Kappel oder in Geschäften wie der Baufirma Brenzinger.
Es gab viele behördliche, von der NS-Rassenlehre geprägte Verordnungen für das Zusammenleben, die die Bewegungsfreiheit der Zwangsarbeiter einschränkten. So war es für Arbeitskräfte in der Landwirtschaft streng verboten, die Mahlzeiten am Tisch der Bauernfamilie einzunehmen, Abzeichen mit einem „P“ für Polen oder dem Schriftzug „Ost“ für alle anderen „Ostarbeiter“ mussten getragen werden. Jeglicher intime Kontakt zu Deutschen war untersagt. Verstöße wurden mit harten Strafen geahndet.
Trotzdem konnten die Vortragenden von etlichen Beispielen, vor allen auf den Bauernhöfen, berichten, wo diese Vorschriften nicht so genau genommen wurden und sich teilweise sehr herzliche und auch noch nach Ende des Krieges andauernde Freundschaften und Beziehungen entwickelt haben.
Nicht so in der Firma Brenzinger: Vom Firmeninhaber Heinrich Brenzinger sind drastische, von der NS-Rassenideologie geprägte Aussprüche bezeugt. Die Polen seien „eine furchtbare Zigeunerbande“. Er soll sich gerühmt haben, dass er mit Hilfe von Gendarmerie und Gestapo diese „Drückeberger“ durch den Entzug von Essen zum richtigen Arbeiten gebracht habe. Die Jugendlichen stellten in Frage, ob nach diesen Erkenntnissen die Benennung einer Straße nach Heinrich Brenzinger in Kirchzarten-Burg weiterhin angebracht sei. Trotz einiger positiver Beispiele bleibe die Tatsache, dass „weit über 250 ausländische Menschen allein in Kirchzarten zur Arbeit gezwungen und gegen ihren Willen dorthin verschleppt wurden sowie Opfer des ausbeuterischen und rassenideologisch begründeten NS-Zwangsarbeitersystems waren“.
Das Buch „Zwangsarbeit im Dreisamtal während des Zweiten Weltkriegs“ ist im Buchhandel oder auch im Internet über www.pais-verlag.de erhältlich.
Pater Middendorf – ein stiller Held in dunkler Zeit
Jüdische Menschen in Stegen vor Verfolgung und Tod bewahrt
Von Hartwig Kluge (Badische Zeitung, 29.07.2021)
STEGEN. Was ist es für ein Glücksfall, wenn Schüler einen Geschichtslehrer haben, der sie für sein Fach begeistern kann und ihnen die Chance bietet, tief in die Lokalgeschichte einzutauchen: Auf Initiative von Claudius Heitz haben sich Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Sebastian in Stegen mit dem Leben von Pater Middendorf, der zwischen 1938 bis 1946 an der Spitze des Klosters in Stegen stand, auseinandergesetzt. Die Ergebnisse der Nachforschungen präsentierten sie nun der Öffentlichkeit.
Von Hartwig Kluge (Badische Zeitung, 29.07.2021)
STEGEN. Was ist es für ein Glücksfall, wenn Schüler einen Geschichtslehrer haben, der sie für sein Fach begeistern kann und ihnen die Chance bietet, tief in die Lokalgeschichte einzutauchen: Auf Initiative von Claudius Heitz haben sich Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Sebastian in Stegen mit dem Leben von Pater Middendorf, der zwischen 1938 bis 1946 an der Spitze des Klosters in Stegen stand, auseinandergesetzt. Die Ergebnisse der Nachforschungen präsentierten sie nun der Öffentlichkeit.
Edith Eicker, Filippa Kuhnert, Pauline Hirt, Jette Pache, Nick Schwarz und Nils Urlaub (v. l. n. r.) haben das Leben und Wirken von Pater Middendorf erforscht. (Foto: Hartwig Kluge)
Da der Platz im Ökumenischen Zentrum in Stegen pandemiebedingt auf 25 Sitze begrenzt war, wurde die Veranstaltung kurzerhand ins Freie verlegt. Viele Zuhörer waren gekommen, darunter Angehörige von ehemals Schutzbedürftigen und ältere Stegener, die Zeitzeugen des damaligen Geschehens waren.
Claudius Heitz stellte anfangs das Forschungsprojekt der neunten Klasse vor. Wo stammte Pater Middendorf her, wie war er als Mensch? Gibt es neue Erkenntnisse zu seinem Lebenslauf? Welches Risiko lag in seinem Handeln? War er der einzige Widerständler in Stegen? Heitz berichtete von Recherchen im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt/Weinstraße, wo sie fünf Kisten mit Material sichten konnten; es gab Begegnungen mit Zeitzeugen, die als Kinder im Schloss untergebracht waren, sowie Nachforschungen im Staatsarchiv in der Colombistraße in Freiburg, wo man ebenfalls Material fand.
Claudius Heitz stellte anfangs das Forschungsprojekt der neunten Klasse vor. Wo stammte Pater Middendorf her, wie war er als Mensch? Gibt es neue Erkenntnisse zu seinem Lebenslauf? Welches Risiko lag in seinem Handeln? War er der einzige Widerständler in Stegen? Heitz berichtete von Recherchen im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt/Weinstraße, wo sie fünf Kisten mit Material sichten konnten; es gab Begegnungen mit Zeitzeugen, die als Kinder im Schloss untergebracht waren, sowie Nachforschungen im Staatsarchiv in der Colombistraße in Freiburg, wo man ebenfalls Material fand.
Die sechs am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler stellten ihre Forschungen vor. So ergab sich ein Gesamtbild von Pater Middendorf, geprägt von großer, christlich bestimmter Menschlichkeit. Er war "ein väterlicher Mensch" für seine Schutzbefohlenen. Davon kamen viele aus einem Waisenheim in Hagen. Wegen der Bombardierungen musste dieses Heim 1943 evakuiert werden, und mehr als 100 Jungen und Mädchen kamen nach Stegen, wo sie bis Dezember 1945 blieben. Darunter waren auch jüdische Kinder, die Pater Middendorf unter seinen persönlichen Schutz stellte und sie somit vor Verfolgung und Tod rettete. Das war für ihn in dieser menschenverachtenden Zeit selbst mit großer Gefahr verbunden, aber niemand wurde verraten.
Viele Jahrzehnte blieb sein mutiger Einsatz in Stegen und auch im Herz-Jesu-Orden ziemlich unbekannt. Er selbst hat zu seinen Lebzeiten nie darüber gesprochen. Erst nach seinem Tod 1972 stieß sein Ordensbruder Pater Bernd Bothe per Zufall darauf und arbeitete die bewegende Geschichte von Pater Middendorf auf. Es erfolgten Würdigungen und Ehrungen, und 1994 wurde ihm postum in Yad Vaschem in Jerusalem der Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen.
Die Geschichts-AG des Kollegs hat sich mit dem Pater auch deshalb beschäftigt, weil die Erinnerung derzeit besonders wachgehalten wird: Ein großes und saniertes Schulgebäude heißt nun "Pater-Middendorf-Haus" zum Gedächtnis an diese herausragende Persönlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler trugen all diese Sachverhalte, ergänzt mit jüdischen Schicksalen in Freiburg, mit großer Empathie vor und erhielten dafür viel Beifall und Anerkennung.
Viele Jahrzehnte blieb sein mutiger Einsatz in Stegen und auch im Herz-Jesu-Orden ziemlich unbekannt. Er selbst hat zu seinen Lebzeiten nie darüber gesprochen. Erst nach seinem Tod 1972 stieß sein Ordensbruder Pater Bernd Bothe per Zufall darauf und arbeitete die bewegende Geschichte von Pater Middendorf auf. Es erfolgten Würdigungen und Ehrungen, und 1994 wurde ihm postum in Yad Vaschem in Jerusalem der Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen.
Die Geschichts-AG des Kollegs hat sich mit dem Pater auch deshalb beschäftigt, weil die Erinnerung derzeit besonders wachgehalten wird: Ein großes und saniertes Schulgebäude heißt nun "Pater-Middendorf-Haus" zum Gedächtnis an diese herausragende Persönlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler trugen all diese Sachverhalte, ergänzt mit jüdischen Schicksalen in Freiburg, mit großer Empathie vor und erhielten dafür viel Beifall und Anerkennung.
In Gedenken an NS-Opfer
Weihbischof segnet Mahnmal in Zarten / Ergebnis der Recherche von Schülern aus Stegen
Von Gerhard Lück (Badische Zeitung, 28.07.2021)
KIRCHZARTEN-ZARTEN. "Unsere Zivilgesellschaft braucht die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte", sagte der Freiburger Weihbischof Peter Birkhofer bei der Einweihung eines Mahnmals für Euthanasie-Opfer in Zarten. Und so sei er dankbar, dass sich junge Menschen aus der Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian in Stegen dem Thema Euthanasie der Nazi-Herrschaft im Dreisamtal angenommen haben.
Von Gerhard Lück (Badische Zeitung, 28.07.2021)
KIRCHZARTEN-ZARTEN. "Unsere Zivilgesellschaft braucht die Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte", sagte der Freiburger Weihbischof Peter Birkhofer bei der Einweihung eines Mahnmals für Euthanasie-Opfer in Zarten. Und so sei er dankbar, dass sich junge Menschen aus der Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian in Stegen dem Thema Euthanasie der Nazi-Herrschaft im Dreisamtal angenommen haben.
Nach der Enthüllung kam Weihbischof Peter Birkhofer mit den Schülern ins Gespräch. (Foto: Gerhard Lück)
Bürgermeister Andreas Hall hatte mit seinen Dreisamtäler Bürgermeister-Kollegen zur Einweihung eingeladen. Dabei waren auch Schulleiter Bernhard Moser vom Kolleg und der Direktor der Schulstiftung, Dietfried Scherer, sowie zahlreiche Gäste, darunter Sponsoren. Hall sagte, die Schüler hätten "in beeindruckender Weise die Euthanasie-Morde in unserer Heimat aufgearbeitet und den Opfern des Dreisamtals mit einem Mahnmal einen Namen gegeben". Der vom Stegener Künstler Daniel Rösch vorgelegte Mahnmal-Entwurf habe ihn sehr berührt.
Den Weg von der ersten Auseinandersetzung in der Geschichts-AG bis zur jetzt erfolgten Mahnmal-Einweihung zeigten Lehrer Claudius Heitz und fünf der anwesenden sieben AG-Mitglieder eindrucksvoll auf. Für Heitz war die gemeinsame Arbeit "ein besonderer Moment als Lehrer". Seit September 2018 habe sich die Gruppe "mit der in der Euthanasie greifbar gewordenen Menschenverachtung der Nazis" befasst. Das Schicksal von Wilhelmine Hitz vom Schweizerhof in Zarten, die 1924 aus nicht zu ermittelnden Gründen - außer einem Alkoholproblem war nichts bekannt - in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen eingewiesen wurde und 1940 in der "NSDAP-Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb vergast wurde, motivierte die Schüler, intensiver nach weiteren Euthanasie-Opfern im Dreisamtal zu forschen. Franz Asal, Vorsitzender des Fördervereins der St. Johanneskapelle, unterstützte sie dabei intensiv.
"Wir machten uns dann auf weitere Spurensuche von Hitlers vergessenen Opfern", sagte Heitz. Fündig geworden seien sie in verschiedenen Archiven. Sie hätten die Gedenkstätte in Grafeneck besucht und seien überrascht gewesen, "dass es keinen offiziellen Gedenktag für Euthanasie-Opfer gibt". Die Schüler Jakob Seidel, Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz, Paul Lieb und Simon Buchgeister entlarvten die Nazi-Sprache, die den Begriff Euthanasie im griechischen Ursprung mit "guter Tod" verwendete. Die Schüler informierten darüber, dass allein aus Emmendingen 1.127 Patienten nach Grafeneck und später nach Hadamar in den "berühmten grauen Bussen" in die Gaskammern transportiert worden seien. In Grafeneck seien in einem Jahr bis zu 100 Mitarbeitende an der Tötung von 10.654 Menschen beteiligt gewesen.
Den Weg von der ersten Auseinandersetzung in der Geschichts-AG bis zur jetzt erfolgten Mahnmal-Einweihung zeigten Lehrer Claudius Heitz und fünf der anwesenden sieben AG-Mitglieder eindrucksvoll auf. Für Heitz war die gemeinsame Arbeit "ein besonderer Moment als Lehrer". Seit September 2018 habe sich die Gruppe "mit der in der Euthanasie greifbar gewordenen Menschenverachtung der Nazis" befasst. Das Schicksal von Wilhelmine Hitz vom Schweizerhof in Zarten, die 1924 aus nicht zu ermittelnden Gründen - außer einem Alkoholproblem war nichts bekannt - in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen eingewiesen wurde und 1940 in der "NSDAP-Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb vergast wurde, motivierte die Schüler, intensiver nach weiteren Euthanasie-Opfern im Dreisamtal zu forschen. Franz Asal, Vorsitzender des Fördervereins der St. Johanneskapelle, unterstützte sie dabei intensiv.
"Wir machten uns dann auf weitere Spurensuche von Hitlers vergessenen Opfern", sagte Heitz. Fündig geworden seien sie in verschiedenen Archiven. Sie hätten die Gedenkstätte in Grafeneck besucht und seien überrascht gewesen, "dass es keinen offiziellen Gedenktag für Euthanasie-Opfer gibt". Die Schüler Jakob Seidel, Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz, Paul Lieb und Simon Buchgeister entlarvten die Nazi-Sprache, die den Begriff Euthanasie im griechischen Ursprung mit "guter Tod" verwendete. Die Schüler informierten darüber, dass allein aus Emmendingen 1.127 Patienten nach Grafeneck und später nach Hadamar in den "berühmten grauen Bussen" in die Gaskammern transportiert worden seien. In Grafeneck seien in einem Jahr bis zu 100 Mitarbeitende an der Tötung von 10.654 Menschen beteiligt gewesen.
Beeindruckend erzählten die fünf von Flora Meder aus Kirchzarten, die mit dem damaligen Sparkassen-Vorstand verheiratet und durch ungewöhnliche Frömmigkeit aufgefallen war. Sie wurde 1929 in Emmendingen eingewiesen. Weiter erzählten die Schüler von Wilhelm Scherer aus Eschbach, der nach einer Brandstiftung als geistig gestört eingestuft nach Emmendingen kam. Insgesamt 15 Euthanasie-Opfer aus dem Dreisamtal spürten die AG-Mitglieder auf. Doch sie konnten auch von Geretteten berichten, die dank großer Zivilcourage von Bürgern überlebt hatten. Claudius Heitz berichtete von der schwierigen Recherche: "Wir fanden die Namen oft in Listen anderer Tötungsstätten der Nazis mit gefälschten Todesdaten wieder." Während der Auseinandersetzung mit diesen dunklen Taten deutscher Geschichte sei der Wunsch bei den Schülern gewachsen, zum Gedenken an die Opfer ein Denkmal zu errichten.
Beim Stegener Bildhauer Daniel Rösch trafen sie gleich auf offene Ohren, da sich der Künstler auch inhaltlich mit seinem Auftrag identifiziert. Er sei sehr berührt, betonte er bei der Vorstellung, dass junge Menschen ein Mahnmal forderten, mit dem der Euthanasie-Opfer nach 80 Jahren erstmals namentlich gedacht werde. Und man müsse sich heute beim Thema Pränatal-Diagnostik fragen, "ist sie und die sind die daraus resultierenden Abtreibungspraktiken auf diesem nationalsozialistischen Nährboden eines makellosen Menschenbildes befördert worden?" Rösch dankte allen, den Kommunen, der Erzdiözese Freiburg und vielen Spendern, dass sie das Denkmal finanziell möglich machten: "Das ist ein Bekenntnis zum Mahnmal und zur Jugend!"
Inspiriert habe ihn die zurückgelassene Kleidung der Opfer in Grafeneck, die sich gleich nach ihrer Ankunft vollständig entkleiden mussten und dann in die Gaskammern geführt wurden. Er sei, so erzählte Rösch, auf Dreisamtäler Bauernhöfen bei der Suche nach Kleidungsstücken der damaligen Zeit fündig geworden: Anzüge, Jacken, Kleider, Schuhe, Brillen, Trachtenhut, Strickjacke mit Messingknöpfen. Alles habe er in Holzleim getränkt und fixiert. Nach den Spendenzusagen habe er einen Steinblock gekauft und nach kurzer Fräsvorarbeit in 750 Arbeitsstunden mit seinen Mitarbeitern das Modell in Stein gehauen. Auf einer Stele habe er alle 15 Namen der Dreisamtäler Euthanasie-Opfer eingraviert.
Weihbischof Peter Birkhofer erzählte von einem geistig behinderten Cousin: "Diese Begegnung mit einem wertvollen Leben hat sich bei mir eingeprägt." Deshalb sei es wichtig, dass sich junge Menschen mit der Geschichte auseinandersetzen: "Wir brauchen Menschen, die uns daran erinnern, dass Leben wertvoll ist." Er rief dazu auf: "Schaut tiefer hin! Bleibt nicht beim Mahnmal stehen. Ehren wir das Andenken, aber werden wir immer aktiv, wenn andere ausgegrenzt werden." Schulleiter Moser dankte der Geschichts-AG und ihrem Lehrer: "Als Schulleiter bin ich unglaublich stolz auf eure Arbeit." Im Garten der St. Johannes-Kapelle wurde dann das Denkmal mit Stele enthüllt und vom Weihbischof gesegnet. Die Feierstunde begleitete eine Musikgruppe des Kollegs eindrücklich und mit feinem Gespür für die ernste Atmosphäre.
Beim Stegener Bildhauer Daniel Rösch trafen sie gleich auf offene Ohren, da sich der Künstler auch inhaltlich mit seinem Auftrag identifiziert. Er sei sehr berührt, betonte er bei der Vorstellung, dass junge Menschen ein Mahnmal forderten, mit dem der Euthanasie-Opfer nach 80 Jahren erstmals namentlich gedacht werde. Und man müsse sich heute beim Thema Pränatal-Diagnostik fragen, "ist sie und die sind die daraus resultierenden Abtreibungspraktiken auf diesem nationalsozialistischen Nährboden eines makellosen Menschenbildes befördert worden?" Rösch dankte allen, den Kommunen, der Erzdiözese Freiburg und vielen Spendern, dass sie das Denkmal finanziell möglich machten: "Das ist ein Bekenntnis zum Mahnmal und zur Jugend!"
Inspiriert habe ihn die zurückgelassene Kleidung der Opfer in Grafeneck, die sich gleich nach ihrer Ankunft vollständig entkleiden mussten und dann in die Gaskammern geführt wurden. Er sei, so erzählte Rösch, auf Dreisamtäler Bauernhöfen bei der Suche nach Kleidungsstücken der damaligen Zeit fündig geworden: Anzüge, Jacken, Kleider, Schuhe, Brillen, Trachtenhut, Strickjacke mit Messingknöpfen. Alles habe er in Holzleim getränkt und fixiert. Nach den Spendenzusagen habe er einen Steinblock gekauft und nach kurzer Fräsvorarbeit in 750 Arbeitsstunden mit seinen Mitarbeitern das Modell in Stein gehauen. Auf einer Stele habe er alle 15 Namen der Dreisamtäler Euthanasie-Opfer eingraviert.
Weihbischof Peter Birkhofer erzählte von einem geistig behinderten Cousin: "Diese Begegnung mit einem wertvollen Leben hat sich bei mir eingeprägt." Deshalb sei es wichtig, dass sich junge Menschen mit der Geschichte auseinandersetzen: "Wir brauchen Menschen, die uns daran erinnern, dass Leben wertvoll ist." Er rief dazu auf: "Schaut tiefer hin! Bleibt nicht beim Mahnmal stehen. Ehren wir das Andenken, aber werden wir immer aktiv, wenn andere ausgegrenzt werden." Schulleiter Moser dankte der Geschichts-AG und ihrem Lehrer: "Als Schulleiter bin ich unglaublich stolz auf eure Arbeit." Im Garten der St. Johannes-Kapelle wurde dann das Denkmal mit Stele enthüllt und vom Weihbischof gesegnet. Die Feierstunde begleitete eine Musikgruppe des Kollegs eindrücklich und mit feinem Gespür für die ernste Atmosphäre.
Eine Stele gibt den 15 Euthanasie-Opfern aus dem Dreisamtal einen Namen. (Foto: Gerhard Lück)
Schülerpreis für Heimatforschung 2020
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hat am 4. Dezember 2020 in einer Feierstunde den Schülerpreis des Landespreises für Heimatforschung an Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz und Simon Buchgeister von der Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian verliehen. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Landesregierung Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich entweder um die Heimatpflege oder die Heimatgeschichtsforschung verdient gemacht haben. "In einem besonderen Jahr wie 2020, in dem viele Menschen Bezugspunkte und ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit suchen, wird uns wieder bewusst, welche große Bedeutung Heimat für die Menschen hat", teilte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer mit. Heimat sei kein musealer Gegenstand. Heimat werde gelebt – und erforscht. Wenn sich Bürger aktiv in das gesellschaftliche Leben einbringen, dann sei das auch gelebte Demokratie. "Ganz besonders freue ich mich über die engagierte Forschungsarbeit der drei Schülerpreisträger Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz und Simon Buchgeister", sagte Bauer.
Die Übergabe der Preise fand in kleiner Runde im Regierungspräsidium in Freiburg statt. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte unserer Heimat und die Pflege unseres Brauchtums tragen zur regionalen Identität und zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei. Unsere diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger haben mit ihrem ehrenamtlichen Engagement Verantwortung für die Gemeinschaft übernommen und sind damit Vorbilder für viele andere Menschen in ihrem Umfeld“, sagte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.
Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz und Simon Buchgeister von der Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian in Stegen haben sich mit dem Schicksal von Zwangsarbeitern im Dreisamtal befasst. Für die Arbeit "Hitlers Sklaven: Zwangsarbeit im Dreisamtal während des Zweiten Weltkrieges" haben sie, betreut von ihrem Geschichtslehrer Claudius Heitz, Akten in Gemeindearchiven sowie im Staatsarchiv gesichtet und mit Zeitzeugen gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern, die über ihre Forschungsarbeit auch in einem Video berichten!
Sidonie Hahlbrock, Adelheid Prinz und Simon Buchgeister von der Geschichts-AG des Kollegs St. Sebastian in Stegen haben sich mit dem Schicksal von Zwangsarbeitern im Dreisamtal befasst. Für die Arbeit "Hitlers Sklaven: Zwangsarbeit im Dreisamtal während des Zweiten Weltkrieges" haben sie, betreut von ihrem Geschichtslehrer Claudius Heitz, Akten in Gemeindearchiven sowie im Staatsarchiv gesichtet und mit Zeitzeugen gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern, die über ihre Forschungsarbeit auch in einem Video berichten!